Kaltes Wintersemester 22/23? Keine Verarmung von Studierenden, keine Einschränkung der Präsenzmöglichkeiten im nächsten Semester! 

Der, insb. mit den gegen Russland infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängten Sanktionen, verbundene Anstieg insb. bei Nahrungsmitteln und Energiepreisen, droht eine Verschärfung der sozialen Ungleichheit in Deutschland im kommenden Winter an.

Neben anderen einkommens- und vermögensschwachen Gruppen sind insb. Studierende davon bedroht, durch die steigenden Lebenshaltungskosten weiter in Armut und Armutsgefährdung zu geraten. Gerade die ohnehin hohe finanzielle Belastung durch Wohnkosten für Studierende in Köln, wird durch den Anstieg der Energiepreise zusätzlich verstärkt. Schon gar nicht kann unter einer Perspektive zunehmender sozioökonomischer Prekarisierung im Wintersemester 22/23 davon ausgegangen werden, dass Studierende sich umfänglich und angemessen den an sie gerichteten inhaltlichen Herausforderungen ihres Studiums werden zuwenden können.

Zusätzlich problematisch ist im Zusammenhang zu den steigenden Energiepreisen für die Studierenden auch, dass ebenso der Präsenzbetrieb der Hochschulen im kommenden Wintersemester unter den steigenden Energiekosten und der Gasknappheit gefährdet scheint. Eine versteckte Umlage der Energiekosten von der gesellschaftlich finanzierten Hochschule auf die Privathaushalte der Studierenden – da zur Teilnahme an Lehrveranstaltungen die WG-Zimmer statt der Seminarräume beheizt werden müssten – ist erst recht nicht zusätzlich zu dulden.

Weitere Bedenken gegen einen erneuten Umstieg auf überwiegende Onlinelehre resultieren aber auch aus den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie:

  • Es gab eine Zunahme psychischer Leiden bei Studierenden u.a. infolge der Vereinsamungen und Vereinzelungen im Studienalltag.
  • Der umfangreiche Einsatz digitaler Lehrmethoden ging vielfach zu Lasten der Studienqualität. Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess, der sich in gesellschaftlichen Verhältnissen vollzieht; die Herausbildung kritischer Erkenntnisse profitiert vom direkten und persönlichen Austausch.
  • Eine demokratische Hochschulkultur und die studentischen Selbstverwaltungen haben in der Corona-Pandemie Schaden genommen. Die Arbeit zur Vertretung studentischer Interessen durch Fachschaftsräte, ASten etc. ist zum Teil erheblich erschwert worden. Bestehende hochschulpolitische Arbeitszusammenhänge sind erodiert; durch die soziale und politische Entfremdung der Studierenden von der Hochschule ist die Neubesetzung von Gremien durch Studierende und eine vitale und kritische Inanspruchnahme ihrer demokratischen Teilhabemöglichkeiten als aktive Mitglieder der Hochschulen erschwert worden.

Zentral zur Unterstützung sozial und gesundheitlich belasteter Studierender sind die Angebote der Studierendenwerke. Insb. der Mensabetrieb, der Betrieb von studentischen Wohnheimen, der Kinderbetreuung, den Angeboten für internationale Studierende und das Angebot von sozialer und psychologischer Beratung dienen der Unterstützung Studierender und sind integrativer Teil einer lebendigen studentischen Campuskultur. Eine zusätzliche Einschränkung der Angebote der Studierendenwerke oder Preis- oder Sozialbeitragseröhungen, infolge der auch die Studierendenwerke betreffenden Preissteigerungen und Energieknappheit, spiegelt sich in zusätzlichen Belastungen für Studierende wieder.

Bund und Länder sind daher aufgefordert:

  • Studierende in hinreichendem Maße unbürokratisch in ihren finanziellen Herausforderungen zu unterstützen.
  • Die Hochschulen hinreichend bei der Finanzierung ihrer Energiekosten zu unterstützen und die zum umfangreichen Präsenzbetrieb hinreichende Versorgung mit benötigten Energieträgern zu gewährleisten. Um der Exklusion vom Präsenzstudium für sozial benachteiligte und gesundheitlich verhinderte Studierende entgegenzuwirken, sind überdies alternative und begleitende digitale Lehr- und Lernangebote zu erbringen sowie der barrierefreie Zugang zum Präsenzcampus zu gewährleisten.
  • Die Finanzierung der Studierendenwerksangebote den Bedarfen der Studierenden entsprechend hinreichend zu erbringen.

Auch vor dem Hintergrund der akuten, durch Krieg und Pandemie bedingten, sozialen Herausforderungen darf nicht außer Acht gelassen werden, dass das deutsche Bildungssystem – dem öffentliche Hochschulen angehören – soziale Ungleichheiten reproduziert und die Modernisierung der Hochschulstandorte und insb. deren energetischer Sanierung und sozial-inklusiver Umgestaltung bislang nicht ausreichend gefördert worden ist. Diese Probleme müssen nachhaltig beseitigt werden!

Zur solidarischen und gerechten Bewältigung der drohenden Krise und in der Weiterentwicklung eines zukunftsfähigen und gerechten Bildungssystems sind Studierende aufgerufen und eingeladen sich zu engagieren.

 

Außerdem unterstützen wir die Kampagne „stop the cuts“ und das Bündnis „Lernfabriken meutern“! Alle Informationen findet ihr hier:

Falls auch ihr die studentischen Gremien der TH Köln unterstützen wollt und damit die Interessen der Studierenden vertreten wollt, schaut hier einmal vorbei! Dort findet ihr alle Gremien.